Jenaz_26.–28.09.08_Präsentation_Apéro
Bei spätsommerlichem Wetter (oder ist nun doch schon Herbst?) hängen wir die Kleinplakate für den Apéro an die paar über die Gemeinde verstreuten Anschlagbretter. Einmal sind sie an einem Schuppen, ein ander Mal direkt an Hauswände montiert. Übersät mit Heftklammern, Reisnägeln und kleinsten Papierfetzen künden die verwitterten Bretter von vergangenen Veranstaltungen. Hier findet sich der Seniorennachmittag neben der Ankündigung für das Dorftheater, die Pragger Buramusik hängt neben einem Plakat mit böse drein blickenden Männern in Leder- und Nierenkluft der Heavy-Metal Band Judas Priest (dass es die noch gibt, die gabs ja schon in den 70ern!!!). Vereinzelt finden sich aber auch Vermisstanzeigen von weggelaufenen Büsis oder halbgewerbliche Angebote von Landmaschinen. Ein Biker-Club plant eine zweitägige Pässefahrt und wir planen den Apéro, an dem wir die Bevölkerung über unser Vorhaben informieren wollen.
Am Samstag arbeiten wir im alten Schulhaus und bereiten unsere Präsentation vor. Wiederum sind wir angetan von der Ruhe und der Atmosphäre, die das Schulzimmer ausstrahlt. Wir legen Bildmaterial und Texte zum Thema „Faden_Zeit“ aus und präsentieren das „Jenazer Taschentuch“ und unsere Edition mit Anteilschein zum roten Faden. Im Auftrag der Gemeinde kaufen wir Wein, Käse und Brot. Das verschafft uns auch Einblick in einen imposanten Käsekeller: Im „Schlössli“ - einem städtisch anmutenden Palais inmitten stattlicher Strickhäuser - wird in den Kellergewölben, hinter dicken Mauern Käse von den Jenazer Alpen Alpnova und Larein gelagert. Frau Luzi führt uns durch die Gewölbe, erklärt uns die verschiedenen Reifestadien der Käse und erzählt vom Haus und dessen Erbauer.
Am Sonntag nun ist es soweit. Die Fenster werden noch mit Transparentfolien beklebt, auf denen sich Wörter wie „Zeitkappe“, „Fadenzähler“ und „Zeitirrlicht“ vor die Landschaftsausschnitte schieben. Der Um Viertel nach elf treffen die ersten BewohnerInnen von Jenaz im alten Schulhaus ein. Nach einer kurzen Einführung – wie immer schweifen wir auch ab – erläutern wir unsere „Faden_Zeit“, unsere verschiedenen Vorhaben. Auffallend, besonders in dieser Jahreszeit, sind ja in Jenaz die üppigen und liebevoll gepflegten Gärten. Und so planen wir ab nächstem Jahr auch einen gärtnerischen Beitrag zu leisten, in dem wir eine Rekonstruktion von Carl von Linnés Blumenuhr in einem Jenazer Garten anlegen. Am Öffnen und Schliessen der Blüten verschiedener Blumen nämlich kann man die Tageszeit ablesen: Sandmohn, Reiherschnabel, Sommeradonis, Ackergauchheil, aber auch Ringelblume, Habichtskraut, Zaunwinde und Pfingstnelke sind Zeitanzeiger.
Wir erläutern aber auch, woher der Begriff des „roten Faden“ stammt (als eine Art Markierung wurden in die Seile der britischen Marine rote Fäden eingedreht) und berichten von unserem Plan, ein Hochseetau der Werft in Szczecin (PL) nach Marseille, also vom baltischen Meer ans Mittelmeer zu transportieren, und wir eventuell eine Station mit dem Tau in Jenaz einplanen. Auch haben wir durch einen glücklichen Zufall vier Tage zuvor an der Preisverleihung für Peter Trachsel einen Gewährsmann kennengelernt, der uns beredt Auskunft geben konnte über den Frachter, der den Namen der Gemeinde Jenaz trägt: „Maersk Jenaz – Sailed from Auckland Australia on September 14 with destination Balboa (Panama Canal) where she is expected to arrive September 29. The ship is presently in navigation in the South Pacific Ocean at about one day of navigation time until she will be passing between South of Galapagos and Equator. She is loaded with 1089 containers out of which 7 are empty and 360 are refrigerated. 21 crew members + 2 cadets on board. Master: Captain José Luis Schaefli, born 1960, swiss national, residing in Argentinia“. 