Sonntag, 3. Februar 2008

Der Ort als Gedanken-Wandelhalle

Jenaz_030208
Von Peter perfekt eingewiesen, gingen wir erst mal Mittagessen ins Restaurant/ Hotel Sommerfeld in Pragg-Jenaz. Dort findet man in einer traditionellen, unprätentiös dekorierten Stube eine hervorragende Küche vor, und dies zu einem Preis, der einem das Essen in keinster Weise verdirbt. Sommerfeld liegt an der Hauptstrasse in dem eingemeindeten Ortsteil Pragg.
Dann bergwärts Richtung Jenaz trifft man auf eine sehr beeindruckende Maschinerie: Hier wird Bündner Schafwolle gesponnen. Über mehrere Walzen und Rechen wird die Wolle immer feiner, bis sie zu dünnsten Fäden gesponnen wird. Gleich daneben gibt es (noch nicht allzu lange) eine Werkstatt mit imposanten Webstühlen. Sonia Luck und 2 Kolleginnen weben hier die Bündner Wolle zu sehr schönen Teppichen zeitgenössischen Designs, in die Fellteile von Ziegen und Steinböcken eingewoben werden. Der Spaziergang führt dann durch das guterhaltene Pragg (imposante Holzbauweise) nach Jenaz (unterwegs sieht man auch ein Haus, das vermutlich dem Countryclub-Präsidenten zuzuordnen ist), wo wir mit dem Gemeindepräsidenten Urban Mathis und Gemeindeschreiber Eggimann ein inspirierendes erstes Gespräch hatten. Was so sehr angenehm nachklingt ist, dass die anfängliche Zurückhaltung einer immer grösseren Öffnung wich, ein gegenseitiges Interesse geweckt ist, viele Ideen und Informationen in dieses Gespräch einflossen. Interessant dabei vor allem der Aspekt des Raumes: Ging die Gemeinde zunächst von einem konkreten, zu bespielenden Raum aus (mit dazugehörendem Schlüssel und entsprechenden Pflichten und Verantwortlichkeiten), wurde gleich die ganze Gemeinde mit Gemeindegrenze geschildert und das war der eigentliche Gedanken-Raum. Konkret wurde uns dann noch das alte Schulhaus gezeigt, wo wir - nach Absprache - selbstverständlich ein Klassenzimmer für unsere Arbeit nutzten können. Wo zuerst wenig Raum ist, ist jetzt ganz viel und selbstverständlich Raum. Es zeigt sich einmal mehr, dass das persönliche Gespräch durch nichts zu ersetzen ist. Und das Konzept geht auf: Nicht eine wie immer geartete "Kunst-Möblierung" wird hier erwartet, sondern der Gemeindepräsident, wie auch der Gemeindeschreiber waren unseren Schilderungen gegenüber sehr offen, vorerst einmal "nur" zu flanieren, Jenaz als Gedanken-Wandelhalle zu begreifen.